Cats And Dogs
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Annie_hinter_mir_klein.jpg

Annie, meine Annie...
(† 11.05.2012)


Die Sache der Tiere
steht für mich höher
als die Sorge,
mich lächerlich zu machen.
Sie ist unlösbar verknüpft
mit der Sache des Menschen,
und zwar in einem Maße,
dass jede Verbesserung in
unserer Beziehung zur Tierwelt
unfehlbar einen Fortschritt
auf dem Wege zum
menschlichen Glück
bedeuten muss!


Emile Zola

 

 

 

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Ausgewählter Beitrag

Pflegenotstand!

Dass Tiere in der Familie eine gewisse Einsatzbereitschaft erfordern, ist ja weit hin bekannt. Hunde müssen raus bei jedem Wetter, Katzen sind in ihrer Nahrungswahl sehr exzentrisch und - entgegen der landläufigen Meinung, Katzen seien ja soo saubere Tiere - kann ich nur bestätigen, was jeder Katzenbesitzer sowieso weiß: sie machen Dreck, basta! Tausend Katzenstreukügelchen an tausend Orten... Ihr wisst schon!
Wer mehr als ein Tier hat, zudem vielleicht Hund UND Katze, der kennt also den normal ablaufen Hotelleriebetrieb: Betten machen, Zimmer aufräumen und sauber halten, Menükarte vorlesen, Nahrung anreichen, den Außenbereich sauber halten, interessante Ausflüge organisieren, Musik und Tanz am Abend... und so weiter und so fort. Unser "Cats&Dogs" Hotel ist im Augenblick jedoch eher eine "Antroposophische Tierklinik und Rehabilitationszentrum" der "Cats&Dogs Stiftung zum Erhalt der Lebensqualität von Hund und Katze".
Und ich bin hier die Krankenschwester. Und auch die Heilpraktikerin. Und auch noch die Mama. Und ich habe KEINE Ablöse. Ich habe Früh-, Spät- UND Nachtdienst, und ich will mich auch keinesfalls beschweren. Immerhin herrscht der Pflegenotstand ja überall - nicht nur bei uns ;)

Und ich glaube ganz fest an den Satz "Schickt Gott dir ein Häs'lein, sorgt er auch für das Gräs'lein." Schickt er also einen ganz besonders schwierigen Fall, dann wohl nur, weil man die entsprechenden Methoden und Möglichkeiten schon an der Hand hat - oder in diesem Zuge lernen wird.

Quentin ist so ein ganz besonderer Fall. 2 kg Yorkie aus Spanien, er kam schon mit einer starken Ataxie. Und da er viele Wünsche nicht anders zeigen KANN, wird er laut. Natürlich, er kann nicht einfach mal auf eine Couch springen, oder an meinem Bein kratzen, wenn er was will - dann fiele er nämlich um. Also muss er es "laut sagen". Daran hatte ich mich lange gewöhnt. Hunger? Raus gehen? Hoch genommen werden? Quentin meckert - und ich tue es. Dann ist sofort wieder Ruhe. Nach 1,5 Jahren fing Quentin an, ausdauernd und markerschütternd zu weinen. Keine der sonstigen Maßnahmen griff mehr, also haben wir "gesprochen" und sowohl ich als auch zwei Kolleginnen haben sich in ihn eingefühlt. Starke Kopfschmerzen plagten den kleinen Kerl, was bei Kleinhirnschädigungen dieser Art nicht ungewöhnlich ist. Viele dieser Tiere reiben ihre Köpfe gelegentlich wie wild an irgendwas oder drücken sie gar gegen die Wand. Selbst bei ataktischen Katzen habe ich das schon gesehen. Also brauchte Quentin eine ordentliche Schmerzmedikation. Mit einem ganz speziellen Kräuteröl hatte ich wieder einen schmerzfreien und sehr ausgeglichenen kleinen Quentin. Nun hatte Quentin vor 2 Wochen einen Infekt. Und offenbar hat das sein ohnehin schon fragiles System extrem angegriffen, denn er konnte plötzlich gar nicht me laufen. Eine Menge Aua und eine große Menge Wut über diese Unbeweglichkeit musste uns nun mitgeteilt werden - lautstark :( Seine Medikation half plötzlich überhaupt nicht mehr und seitdem bin ich für Quengel-Quenny nun nicht nur die übliche Pflegekraft, die ihn raus trägt, wenn er muss, und füttert, wenn er Hunger hat, sondern ich bin jetzt die Intensiv-Schwester. Nahrung, Wasser, Medizin - alles wird angereicht. Und zwar im Bettchen, welches ich vorher auf die Küchenablage stelle. Quentin wird ja von jeher oben gefüttert, damit ihm niemand was weg nehmen kann (und er außerdem nicht umfällt), nun also im Liegen. Außerdem muss genau unterschieden werden, ob er nun weint, weil er wirklich was möchte (Essen, trinken, Pipi), oder ob er einfach vor Wut oder Schmerzen weint. Oder weil er gerade durch seine Nase keine Luft bekommt. Dann muss die neue Medikation angepasst werden. Wir haben nun also einen doofen Schnupfen, einen bellenden Husten und extreme Gliederschmerzen erfolgreich vertrieben. Die ersten ganz wackeligen Schrittchen ist er auch schon mal wieder gestakst, dann aber direkt in einer Rolle seitlich umgefallen. Während früher die Nächte grundsätzlich ruhig waren, kämpfen wir nun seit 2 Wochen mit mangelndem Nachtschlaf. Auch nachts hat Quentin manchmal einfach dolle Durst oder gar Hunger, oder er muss plötzlich oder glaubt, er müsse - dann trage ich ihn raus und er quengelt draußen weiter. In den Stunden, die er ruhig ist und schläft oder vor sich hin döst, behandle ich ihn. Mit den Heilpendeln, mit dem Magneten, mit den Händen. Eine gründliche, tägliche Massage ist unabdingbar, denn das ganze Nervensystem ist neben der Spur.

Meine Schwester hat mir gestern erzählt, es gäbe eine Studie, die belegt, dass Mütter von Neugeborenen, die permanent schreien, sie irgendwann "kaputt machen". Irgendwas in der Psyche setzt da vollkommen aus. DIESES Gefühl kann ich nachempfinden! Du kommst an einen Punkt, an dem du nicht mehr kannst. Du tust und tust, und das Quietsche-Ding hört einfach nicht auf zu Quietschen! Ich gehe dann raus an die Luft. Ganz kurz. Interessanterweise ist Quentin dann still. Er wird also nicht umgebracht werden! :) Aber hoffentlich bald so weit genesen sein, dass er sich selbst wieder leiden kann. Bei so einem behinderten kleinen Kerl reicht eben ein fieberhafter Infekt, um absolut alles aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Betty 22.02.2017, 10.02

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Hundespielzeug selbermachen

Das bild ist echt süß, hoffen wir das es ihm bald besser geht!

vom 28.04.2016, 01.15
Es gibt keine absolute Grenze, keinen unueberbrueckbaren Graben zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren. Nicht evolutionaer, nicht genetisch, nicht hinsichtlich bestimmter Errungenschaften der Evolution, und auch nicht moralisch. (Roger Fonts)