Cats And Dogs
2024
<<< April >>>
Mo Di Mi Do Fr Sa So
01020304050607
08091011121314
15161718192021
22232425262728
2930     

Annie_hinter_mir_klein.jpg

Annie, meine Annie...
(† 11.05.2012)


Die Sache der Tiere
steht für mich höher
als die Sorge,
mich lächerlich zu machen.
Sie ist unlösbar verknüpft
mit der Sache des Menschen,
und zwar in einem Maße,
dass jede Verbesserung in
unserer Beziehung zur Tierwelt
unfehlbar einen Fortschritt
auf dem Wege zum
menschlichen Glück
bedeuten muss!


Emile Zola

 

 

 

RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3
BlogStatistik
Online seit dem: 30.07.2003
in Tagen: 7575
Zum aktuellsten Eintrag

Einträge vom: 14.08.2016

Nicht Nein sagen können?

Vergangene Woche saß ein äußerst sympathisches Ehepaar mit ihrer extrem aufgeweckten und - für ihr Alter - schon ziemlich verschmitzten kleinen Tochter vor meinem Schreibtisch, um Hilfe für's neue Schuljahr zu erbitten. IN bzw. auf meinem Schreibtisch lagen in ihrem Bettchen klein Merle, klein Leni und unter dem Schreibtisch kullerte Trudi herum, der Bettchen und Sonstiges offenbar zu warm geworden waren.

Die "Mädchen", die ich mit ins Büro nehme, können das super. Sie nehmen keinen Kontakt zu "Fremden" auf. Sie liegen da einfach genüsslich und schlafen. Amüsant wird immer wieder laut oder leise gefunden, dass sie eben auf Augenhöhe liegen. Da ich aber überhaupt keinen Gedanken daran verschwende, wie das "wirken" könnte, kommen selbst die vornehmsten Damen und Herren mit dieser Situation wunderbar klar. Nun erzählte dieses Ehepaar von ihrem eigenen Hund, der zur "Rasseliste" gehört, die es in Sachsen so ja Gott sei Dank nicht gibt, und wie lieb er ist bzw. welch hohe Toleranzschwelle die meisten dieser Hunde haben. (Ich glaube, es ist ein amerikanischer Pitbull oder so was ähnliches.)

Als sie den dritten Hund unter dem Schreibtisch bemerkten, kam auch gar nicht der draußen so übliche Satz "das sind aber viele!", sondern diese niedliche, mitfühlend Frage von IHM: "Na, da kann wohl jemand nicht NEIN sagen?"
Ich muss lachen und höre mir selbst dabei zu, wie ich über Tierschutz erzähle, über Zuchthundefabriken und darüber, dass fast jeder Hund erst einmal schlimm krank war oder so ängstlich, dass es ewig dauerte, bis sie sich überhaupt von einer zweiten Person außer mir anfassen ließen, und dass deshalb der ein oder andere eben auch geblieben ist. Während ich mir selbst zuhöre, bemerke ich, dass ich noch weit entfernt davon bin, das zu sagen, was ich wirklich denke und will. Ich mache große Kompromisse darin, den Leuten "mein Leben" so zu erklären, dass sie es nachvollziehen können. Aber warum nur? Natürlich stimmt das... es war fast jeder totkrank. Aber irgendwann waren sie dann ja ansatzweise gesund oder gut eingestellt... dann hätte man ja. Ach so, und dann die eigentliche Frage: DOCH, ich kann NEIN sagen :)




Von der Annahme, dass Leute wie ich "so viele Tiere haben, weil sie halt nicht nein sagen können", muss man einfach mal weg kommen.

Ich kenne eine Handvoll Leute, die so oder so ähnlich leben wie ich. Mit mehreren Hunden, mehreren Katzen, eine hat sogar sehr, sehr viele Katzen, die andere deutlich mehr Hunde als ich, manche leben in Partnerschaften, die das tragen, andere allein. Keiner, wirklich keiner von denen ist ein Mensch, der nicht nein sagen kann. Die Eigenschaft, sich aus Mitleid für die Tiere nicht gegen sie erwehren zu können, assoziiert Schwäche. Das gefällt den Menschen. Das macht sympathisch. "Na ja, sie ist so eine Nette, sie kann halt auch nicht nein sagen, wenn ein Tier in Not ist!" Dabei sind wir alle, die wir so leben, und dieses Leben genau so LIEBEN, alles andere als schwach. Die Freunde, die ich habe mit mehreren Tieren, sind allesamt sehr starke Persönlichkeiten. Wir alle leben mit Leid, mit Behinderungen der Tiere, aber auch mit unglaublich viel Glück, und ich kann natürlich nicht für alle sprechen, die ich kenne, aber ich persönlich habe kein Tier nur deshalb, weil mir das Wort "nein" irgendwie entfallen war. Keiner von uns bekommt irgendwelche Spendengelder oder Unterstützungen. Die Kosten für mehrere Tiere können enorm sein, je nachdem, was sie evtl. noch an chronischen Erkrankungen mitbringen. Diese Brötchen müssen verdient werden, und trotzdem sollen die Tiere natürlich nicht allzu lange alleine sein - ein Spagat für viele von uns. Ein befreundetes Pärchen ist Polizist/Altenpflegerin, sie arbeiten "einfach" im Wechsel, damit die Tiere nie länger als ein bis zwei Stunden alleine sind. Eine andere Freundin ist Krankenschwester und arbeitet eben Teilzeit, obwohl das finanziell großer Mist ist. Die Katzenfrau hat mittlerweile drei Jobs, weil sie als Teilzeitkrankenschwester nicht genug verdient für Tierarzt, Windeln und Versorgung ihrer teilweise schwer behinderten Katzen. Und wenn ich Fotos von ihrem Zuhause sehe, in dem alles piek fein ist, ein riesengroßes Grundstück vollkommen katzensicher eingezäunt wurde und tausend Spielvarianten im outdoor und indoor von Katzen belagert und benutzt werden, dann sehe ich ihr ganz persönliches Paradies. Die Energie, die von diesen Fotos kommt, ist Harmonie pur. Blinde und teilgelähmte Katzen liegen genüsslich in der Sonne, wobei erstere clever die höchsten Kratzbäume erklimmen. Die Frau muss das wollen! Die macht das nicht, weil sie nicht "nein" sagen kann ;)

Allein an dieser kleinen Aufzählung wird auch deutlich, dass wir keineswegs Menschen sind, die sich aufgrund ihrer übergroßen Tierliebe von Menschen "abgewendet" haben. Im Gegenteil, die meisten sind auch noch im Beruf für Menschen da.
Ich erkläre der Familie auch, dass es eben meine Kinder sind. Darauf sagt der Mann, ihr Hund sei auch ihr Erstgeborener und sie hätten somit also zwei Kinder. Auch das wird ja gern missverstanden (und Herr Rütter macht sich so gern lustig darüber) - wir lieben die Tiere wie Kinder, aber wir behandeln sie schon noch entsprechend ihrer jeweiligen Tierart. Sie sitzen nicht abends mit Lätzchen am Tisch und essen vom Teller!

Es ist eine Zeit im Wandel. Mehrtierbesitzer gibt es immer häufiger. Und der Mensch, der arme, versucht immer alles in irgendwelchen Schubladen zu verstauen. Er braucht Einordnung, sonst ist er verwirrt. Und unsere bekloppten Medien haben nichts anderes zu tun, als gebetsmühlenartig die Dokumentationen zu wiederholen, in denen Menschen wirklich (psychisch) krank sind und Tiere "sammeln" und im Umkehrschluss auch keineswegs mehr artgerecht halten können. 

Ich glaube, ich muss mal damit aufhören, mich so zu erklären, wie ich glaube, dass mein Gegenüber es verstehen wird... bzw. wie ich glaube, dass mein Gesprächspartner keinesfalls auf "falsche Gedanken kommen" könnte (siehe Doku) :)
Ich liebe dieses Leben! Genau dieses! Und deshalb hat das alles viel mehr mit JA sagen zu tun, als mit nicht nein sagen können.

"So wie jedes Tier, das heute bei mir lebt, immer auch ein JA zum Leben war - zu seinem und zu meinem."
(aus meinem 2. Buch "Ich sag dir was!"

Betty 14.08.2016, 09.52| (1/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Uns

Es gibt keine absolute Grenze, keinen unueberbrueckbaren Graben zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren. Nicht evolutionaer, nicht genetisch, nicht hinsichtlich bestimmter Errungenschaften der Evolution, und auch nicht moralisch. (Roger Fonts)