Cats And Dogs
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Annie, meine Annie...
(† 11.05.2012)


Die Sache der Tiere
steht für mich höher
als die Sorge,
mich lächerlich zu machen.
Sie ist unlösbar verknüpft
mit der Sache des Menschen,
und zwar in einem Maße,
dass jede Verbesserung in
unserer Beziehung zur Tierwelt
unfehlbar einen Fortschritt
auf dem Wege zum
menschlichen Glück
bedeuten muss!


Emile Zola

 

 

 

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Ausgewählter Beitrag

Vom Betteln und der Seelenrettung

Wir wollten eigentlich nur einkaufen fahren. Kurz in die Stadt, um ein paar
wichtige Dinge zu holen... Staubsaugerbeutel M52 (ganz wichtig!), was für die
Nerven (süß), Lauch und Kartoffeln. Gekommen ist dann aber alles ganz anders.


Wir stehen auf dem Parkplatz einer größeren Anlage, in der alle
möglichen Ladenketten vorhanden sind. Im Drogeriemarkt erstehen wir endlich die
richtige Nummer Staubsaugerbeutel und auch das vom alten Max (17) so geliebte
Katzenfutter. Das kriegt er jetzt, 6 mal am Tag, komme, was da wolle. Auf seine
alten Tage kann auch ein S.heba im Frischebeutel nichts Schlimmes mehr
ausrichten ;-)

Als wir froh und gelassen wieder heraus schlendern, fallen
wir direkt in einen geöffneten Kofferraum - mit WELPEN!
Mein Verstand lief weiter mit Laura zu unserem Auto... mein Herz und mein Körper blieben wie gebannt vor diesem Kofferraum stehen. Ich sehe, wie meine linke Hand sich ausstreckt und ein scheinbar pummeliger, schwarzer Welpe sein übergroßes Pfötchen darauf ablegt. Ich versuche, meinen Verstand zurück zu rufen, aber der bleibt mit Laura zunächst verschwunden.

Da stehe ich nun... an einem Kofferraum mit 6 Hundewelpen, bei einem deutsch-spanischen Pärchen, die mir sehr nett erklären, sie kämen gerade vom Impfen, das Muttertier sei von Geburt an bei ihnen... sie haben 10 Jahre in Spanien gelebt und sind nun wieder in Deutschland. Die Hündin wurde "ausversehen" gedeckt, ist eine Große aber sehr liebe, sozialverträgliche Hündin - und die Welpen werden mittlerweile von teilweise wirklich interessierten aber auch von provozierende Fragen stellenden Menschen kritisch beäugt. Natürlich hatte man das schon im Fernsehen gesehen... Welpen, die aus dem Kofferraum heraus zu Geld gemacht werden. Hier haben wir es mit lieben Menschen zu tun, die - in ihrer Not - dennoch jeden Kompromiss eingehen würden.

Sie wollten natürlich keins der Tiere einfach so weg geben, auch hätte sich schon die Tierarzthelferin angeboten, die Tiere ordentlich zu vermitteln. Aber man weiß ja, wie das ist... sie sind 8 Wochen alt, fressen viel, die Mutter ist genervt... sie müssten halt jetzt ausziehen.
Laura ist hinzugekommen, meinen Verstand hat sie auch wieder mit gebracht, verliebt sich sofort in eine grau-braune Hündin, und ich lasse mir die Telefonnummer des Mannes geben. Wir gehen zu Feinkost Albrecht. Wir brauchen Abhkühlung.

In vielen Jahren aktivem Tierschutz, habe ich viel gesehen und gehört. Wie oft haben wir gegen diese "Käufe" plädiert. Machen Sie das keinesfalls - auch nicht aus Mitleid! - haben wir den Menschen gepredigt. Sie unterstützen damit ein Geschäft!

Nun, ich traue mir zu, den Menschen ein wenig hinter die Stirn sehen zu können. Die beiden da, mit ihren Welpen, sind keine bösen Geschäftemacher. Sie haben selbst kein Geld, das sieht man. Jetzt, wo sie das Geld für die Erstimpfung ausgegeben haben, vermutlich noch weniger. Und nein, sie stehen nicht ganz umsonst an dem Drogeriemarkt. Klar, die Welpen brauchten Wasser. Aber das hätten sie ihnen auf dem Parkplatz der Tierklinik auch geben können - den kennen wir nämlich. Also wird wohl ein wenig Berechnung dabei sein, auch wenn der Mann beschwört, dass die Vermittlung "eigentlich über die Frau xy läuft" und die auch nachschauen geht, ob es den Hunden wirklich gut geht. Ich glaube ihm. Ich will das Gute im Menschen sehen. Der kleine schwarz-weiße Welpe kaut munter auf meiner Geldbörse, die ich ihm komischerweise direkt vor die Nase gelegt habe... ich brauchte einfach beide Hände frei :-)

Als wir aus dem Feinkostladen Albrecht heraus kommen, sehe ich eine Bettlerin sitzen. Direkt an dem Schaukasten, in dem die Angebote veröffentlicht werden. Ich erschrecke und werfe ihr zwei Euro in ihren Kaffeebecher. Eine seltsame Mischung der Gefühle... heute, an diesem Samstag Vormittag...

Wir konnten uns kaum konzentrieren auf Lauch und Kartoffeln, wir wurden das Gefühl nicht los, dass die Welpen doch gleich an den Mann oder die Frau gebracht werden sollen. Als wir am Auto ankommen, sehen wir einen dunkelhäutigen Mann am Kofferraum stehen. Es wird ein wenig hin und her diskutiert, dann wird etwas ausgefüllt und wir trauen unseren Augen kaum - ein Welpe wird von einem Auto zum anderen getragen. Schwupps, ist er verkauft. Für 80 Euro, erfahren wir gleich darauf. Denn jetzt sind wir entschlossen und mit der Blässe im Gesicht, die uns überfiel, als wir diesen miesen Deal mit ansehen mussten, schreiten wir erneut zum Kofferraum. Ich biete dem Deutschen und der Spanierin 100 Euro für zwei Welpen an. Der Schwarz-Weiße, der an mir herumgenagt hatte, und die Grau-Braune, die Laura's Herz so in Flammen gesetzt hatte, sollte er mir für die Erstattung der Impfkosten und ein bisschen mehr geben.

Wir fragen, was das eben war. Ja, meint er, er fand das jetzt auch ziemlich doof, aber seine Frau wollte das so, sie hat gesagt, das sind gute Menschen. Ein Albaner und seine Frau... ein fettes Auto... und wir möchten nicht wissen, an wen er den 80-Euro-Welpen für 200 weiter verkauft.

Die Frau redet in spanisch auf ihn ein, ich verstehe das meiste, schaue aber sprachlos von einem zum anderen. Sie sagt, die Welpen müssten weg, sie sind zu viele, sie hätte schon 38 Euro für jeden für die Impfung ausgegeben, es wäre doch gut, wenn sie jetzt hier gleich welche verkaufen können. Aber 100 Euro für zwei, das sei zu wenig. Sie hätten sie ja auch hier her gefahren (auf den Parkplatz, nehme ich an) und das kostet ja alles Geld. Er will sie uns gern geben, das sehe ich ihm an. Bei uns sei er sich ja auch ganz sicher, dass wir das gut machen. Ach ja? Woher nimmt er diese Sicherheit?

130 Euro später ziehen wir mit zwei Welpen und zwei Impfpässen geistig verwirrt aber im Herzen ganz klar in Richtung Auto.

Geimpft sind sie wirklich, und wir kennen auch den Tierarzt.
Aber JEDER, jeder hätte heute solch' einen Welpen bekommen. Jeder mit einem Lächeln und einem guten Wort auf den Lippen - ganz egal, wie alles andere aussieht. Der Mann weiß von uns nichts, außer unsere Telefonnummer. Keine Namen, keine Adresse... nichts.
Vom Albaner weiß er sicher noch weniger.
Ein Mädchen hat er mit genommen. Wir sind jetzt noch ganz betäubt von dieser Ohnmacht, die uns beim Anblick des Kofferraumwechsels überfiel. Sie wird allein irgendwo sein, ohne einen Bruder oder eine Schwester. Vielleicht muss sie selbst einmal Welpen bekommen. Oder viele Male. Vielleicht dient sie jetzt einfach nur als Spielzeug für die Kinder, die daheim geblieben waren. Und wenn sie groß und überflüssig geworden ist, wird sie weiter gegeben. Oder Schlimmeres.
Ich traue ihnen nicht über den Weg... den Südländern, die aus dem Kofferraum einen Hund kaufen. Am Tag seiner ersten Imfpung :-( 

Das Mädchen, das bei uns im Auto sitzt, bekommt sogleich einen Namen - sie soll BETTY heißen :-) Welch' eine Ehre.


Der kleine Bub... ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich jetzt weiß, dass er nicht irgendwo hin gegeben wird, und nie nichts Böses wird in seinem Leben aushalten müssen. Dafür kann ich sorgen. Für die zwei Welpen, die jetzt noch "verkauft" werden, kann ich nichts tun. Außer, noch ein mal unsere Hilfe anbieten; irgendwie. Aber solche Menschen sagen "A" und meinen auch "B" und auch "C". Sie sind wankelmütig und gutgläubig, und vermutlich so auf die paar Kröten angewiesen, dass das Leben eines Welpen nicht mehr wert ist, als ein Großeinkauf im Drogeriemarkt :-(

Wir kommen heim und werden stürmisch und neugierig begrüßt. DAMIT hätte heute niemand gerechnet. Wir auch nicht!










Betty 24.08.2013, 15.20

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Steffi

Hallo Betty,wie du es auch immer schaffst...gerade dann dort zu sein.Jetzt hast du noch zwei kleine Mäuse mehr.Habe deine neue Homepage kaum gefunden.Suchte noch bei Time for Aminals.Schau regelmäßig mal vorbei was bei dir los is.Wir fahren am Dienstag mit Nandu in die Toscana.Haben ganz schöne Hundestrände gefunden.Wir sind mitte September wieder da.Wäre so schön wenn wir uns treffen könnten...ganz liebe Grüße von Nandu und Steffi

vom 25.08.2013, 17.12
Es gibt keine absolute Grenze, keinen unueberbrueckbaren Graben zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren. Nicht evolutionaer, nicht genetisch, nicht hinsichtlich bestimmter Errungenschaften der Evolution, und auch nicht moralisch. (Roger Fonts)